Bericht Santa Maria de la Esperanza, Olon
Liebe Freunde, Mitglieder und Spender:innen von GRATEFUL CHILDREN
Mit diesem Informationsbericht möchte ich Sie über die Verwendung Ihrer Mitgliederbeiträge und Ihrer Spendengelder im oben erwähnten Zeitabschnitt informieren. Am 13. März 2023 hat uns GRATEFUL CHILDREN den Betrag von CHF 12 500.— überwiesen, womit wir folgende Bedürfnisse abdecken konnten:
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- CHF 8 938.— wurden für die Löhne einer Rechtsanwältin für zwölf Monate verwendet
- CHF 3 562.— benötigten wir zur Finanzierung der Koordinatorin von Juli bis Dezember
Im nächsten Jahr zählen wir weiterhin auf Ihre Unterstützung. Wir werden damit den Lohn eines Rechtsanwaltes begleichen sowie unserer Koordinatorin bezahlen, die sich bedingt durch die Aufgaben, in vier Provinzen bewegen muss.
Es ist an der Zeit, dass ich Euch wieder über unser Werk in Ecuador informiere. Ob Ihr das Neue Jahr gut begonnen habt? Seid Ihr mit Gesundheit gesegnet? Geht es Euch gut, seid ihr zufrieden und schätzt Ihr den Frieden? Wir bleiben mit Euch in Gedanken verbunden.
Allgemeine Lage Ecuador
Bei uns in Ecuador kam die grosse Überraschung vom Ausnahmezustand. Diese Information hat über das Internet die ganze Welt erreicht hat. In Ecuador sind die Grenzen am Meer und im Urwald unsicher und deshalb gibt es gute „Türen“ für den Drogentransport zu angrenzenden Ländern. Die grossen Hafenstädte Guayaquil, Posorja und Manta sind der Knotenpunkt für den versteckten Transport hin nach Europa und in die ganze Welt! Diese Tatsache brachte die intensive Tätigkeit von Drogenbanden und ein ausgedehntes Korruptionsnetz auf Landesebene, denn da ist viel Geld im Spiel! Da das Problem nicht wirksam angegangen wurde, konnte sich alles im Untergrund ausdehnen und es kam zu einem Chaos von organisierter Kriminalität. Der neue, junge Präsident geht das Problem hart an, das Militär von Ecuador und die Vereinigten Staaten unterstützen ihn, und jede Woche gibt es neue „Entdeckungen“. Dies hat bisher hunderte von Festnahmen gebracht. Schwerwiegende Gerichtsprozesse sind im Gange unter dem Namen „Metastasen“. In den ersten sechs Wochen dieses Jahres hat man bereits 183 Tonnen von Drogen beschlagnahmt. Das sagt Alles! Wir hoffen, dass es wirklich zu einer neuen und besseren Landeslage kommt, was sich aber zweifellos zeitlich noch hinziehen wird.
Kinder: Spiegel der Gesellschaft
Denken wir an unsere „Kinder“, die bei uns eingewiesen werden:
Welchen Einfluss hat es, wenn die Mutter eine Prostituierte ist und die Kinder jahrelang dieses Milieu erlebt haben?
Wie wirkt sich das Beispiel eines Drogenvaters bei seinen Kindern aus, was immer Misshandlungen und grobe Vernachlässigung einschliesst? Die Kinder in einer solchen Familie leihen sich das Handy von den Eltern aus, während der Vater schläft und die Mutter arbeitet, und haben Zugang zu Allem. Was sie sehen, prägt sich ein!
Wie bedrückend ist die Zunahme der ungeheuren „Sexualisierung“ in der Gesellschaft. Dies führt unter anderem zu sexuellem Missbrauch, oft von den eigenen Familienangehörigen. Wenn eine Anzeige wegen Verdacht vorliegt, weil es dem Opfer endlich gelungen ist, das Vorgefallene jemanden zu erzählen, weil die Mutter es nicht geglaubt hat, dann kommt es nach der gerichtlichen Anzeige und Erstabklärung zu einer Einweisung bei uns. So ein junges Menschenleben ist zutiefst angeschlagen und hat eine lange und schwere Zeit vor sich. Eine Vergewaltigung ist ein psychischer Tod, es kommen Drohungen dazu, damit das Vorgefallene nicht erzählt wird. Hilflosigkeit, Ausweglosigkeit und Fluchtversuche schliessen sich oft an und später Anschuldigungen durch die Angehörigen, aus Angst vor der Gefängnisstrafe für den Täter. Dem fügt sich noch das Unbequeme der ärztlichen Untersuchungen hinzu und dann die Aussage vor Gericht. Die Opfer von Vergewaltigung brauchen einen langen, inneren Heilungsweg. Die Begleitung und Hilfe auf diesem Weg ist unsere Aufgabe.
Letzte Woche wurden zwei Kleinkinder von der Polizei aus einer gefährlichen Drogenbande gerettet, die von der Polizei verhaftet wurde. Was glauben sie, was diese kleinen Kinder alles gesehen und gehört haben und wie sich das dann für uns sichtbar und hörbar macht? Dann müssen wir zu Allem noch hoffen und beten, dass kein Bandenmitglied sie bei uns „suchen“ kommt oder gar „entführen“ will….
Viele Kinder, die zu uns kommen haben keine Erziehung erfahren. Sie lügen wie gedruckt, haben einen Sprachschatz, dass uns der Atem stockt, zeigen Verhaltensweisen, die unsere ganze Geduld verbraucht. Wir sind ständig damit beschäftigt und ausgelastet, viele Innenwunden langsam zu heilen und tiefe Leerräume in den Herzen zu füllen.
Nicht selten müssen wir bei den Kindern Unterernährung bekämpfen. Oft kommen ganze Geschwistergruppen geschwächt zu uns, und der Gesundheitszustand hat mit Hunger zu tun.
Es ist unmöglich, dass ein Baby, das in einer Schuhschachtel ausgesetzt wurde, nicht auf dem Geburtsregister eingeschrieben ist. Es hat nebst Aufnahme, Liebe, Ernährung und Pflege ein Recht auf eine Identität und Staatsangehörigkeit. Von uns wird es auf dem Geburtsregister eingeschrieben, einen Familiennamen kann es allerdings erst bei der Adoption erhalten.
Ein Kind kommt mit einem krummen Bein zu uns, wir wissen nicht warum. Es hat erhebliche Schwierigkeiten beim Gehen. Natürlich müssen wir rechtzeitig mit einem Spezialisten abklären, was da zu tun ist, denn unsere Hilfe muss auch alle körperlichen Bedürfnisse einbeziehen. Oftmals beinhaltet das für uns Wege und Finanzierung von einem Spezialisten in der Stadt Guayaquil. Der Weg hin und zurück beträgt rund 400 Kilometer.
Jedes Kind ein Recht auf eine Familie, auch ein Recht auf den Kontakt mit der Familie. Es geht deshalb nicht nur darum, die Kinder zu lieben, zu formen, zu orientieren und für ein neues Leben vorzubereiten. Es ist unumgänglich und wichtig, mit den biologischen Familien zu arbeiten. Wir hoffen immer, dass die Ursachen, die eine gerichtliche Einweisung erfordert haben, nun verbessert, ja hoffentlich überwunden werden konnten. Erst wenn dies feststeht, kann mit einer gerichtlichen Entscheidung einer Rückeingliederung in die biologische oder erweiterte Familie geschehen.
Die Kinder brauchen ein friedliches, gewaltloses und harmonisches Familienleben. Wenn das nicht so ist, dann sehen wir alle Auswirkungen und Gewohnheiten davon.
Hier bei uns müssen unsere Kinder erst lernen, was Würde und Respekt ist. Ihre erlebten Traumata und ihre traurige Vergangenheit müssen aufgearbeitet werde. Neue Verhaltensweisen müssen ins tägliche Leben eingebaut werden: Verzeihen, Gewissensbildung, Versöhnung und Wege des Friedens müssen erst gelernt werden.
Unsere Aufgabe: nicht überflüssig, sondern sinnvoll und wichtig
Zu welchem Schluss kommen wir, wenn wir die Lebensgeschichten all unserer Kinder betrachten? Der Spiegel der Gesellschaft sind die Kinder. Obwohl es schwer ist, oder gerade deshalb, haben wir eine grosse und wichtige Aufgabe! Unser wichtigster Einsatz sind die jungen Menschen, denn sie sind die Generation von morgen in der Gesellschaft. Weil die Dunkelheit gross ist, müssen wir unverändert und intensiv Licht sein. Dazu haben wir im täglichen Leben viele Möglichkeiten mit unseren Kindern. Wir verlieren nicht die Hoffnung, wir lieben die Kinder Für uns sind sie Hoffnungsfunken, die wir reinigen und inspirieren. Wir heilen und stärken sie und erreichen langsam Veränderungen. Mit unserer Hingabe, unserer Geduld und unserer Liebe begleiten wir sie auf ihrem langen Weg hin zu einem Leben der Zukunft, zurück zur Familie. Wenn eine Rückeingliederung nicht möglich ist, dann wird der Weg frei in eine Adoption.
Hoffnungsfamilie
Unsere Hoffnungsfamilie umfasst momentan 70 Kinder und Jugendliche und ist wie folgt zusammengesetzt. Beachtet bitte, wie viele Kleinkinder wir bei uns haben. Das braucht sehr viel Hingabe und Liebe, aber macht auch viel Freude. Es sind etliche Adoptionen in Aussicht.
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- 5 Babys und Kleinkinder bis 3 Jahre, 1 Knabe und 4 Mädchen
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- 12 Kinder zwischen 4 und 6 Jahren, 7 Knaben und 5 Mädchen
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- 20 Kinder 7 bis 10 Jahre, 8 Knaben und 12 Mädchen
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- 23 Kinder 11-14 Jahre, 6 Knaben und 17 Mädchen
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- 10 15-17-jährige Jugendliche, 4 Knaben, 6 Mädchen
Spendenverwendung und Dank
Die Überweisung von CHF 12 500.- ist am 13. März 2023 bei uns eingegangen. Herzlichen Dank dafür! Danke, dass wir auf Eure Mithilfe zählen konnten, all die vergangenen Jahre und hoffentlich auch in Zukunft! Danke, dass wir durch Eure Unterstützung so viele junge Menschen auf ihrem Lebensweg begleiten können!
Ihre Spenden werden wir dieses Jahr wieder wie folgt verwenden:
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- Wir bezahlen eine Rechtsanwältin, die für alle Rechtslagen von unseren 70 Kindern und Jugendlichen zuständig ist.
- Wir finanzieren den Lohn unserer Koordinatorin, die mit grosser Weitsicht und Erfahrung mit den Berufsfachleuten plant, orientiert und entscheidet. Ausserdem ist sie verantwortlich für die laufende Weiterbildung der Erzieherinnen, vertritt mich bei allen Gerichtsverhandlungen, macht Hausbesuche und pflegt die Kontakte mit dem staatlichen Ministerium, das uns unterstützt.
Viele liebe Grüsse aus Ecuador
Mamita Isabel und die ganze Hoffnungsfamilie